Es lebe die kalkulierte Spontanität

Schottisch-schwedisches Joint Venture: James Yorkston singt mit Nina Persson und Johanna Söderberg bezaubernd einfache Lieder über Liebe & Freundschaft.

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2. September 2025

James Yorkston And Friends: Songs for Nina and Johanna (Domino)

Wozu lange herumreden, bzw. herumtiteln: Das war sichtlich das Motto des schottisch-schwedischen Joint Ventures aus James Yorkston und den Sängerinnen Nina Persson (The Cardigans) und Johanna Söderberg (First Aid Kit). Und dementsprechend haben sie ihr gemeinsames, kürzlich erschienenes Album auch schlicht „Songs for Nina and Johanna“ benannt. Und was solcherart demonstrativ draufsteht, ist auch realiter drinnen: 9 Songs, die der schottische Singer/Songwriter mit jeweils einer der beiden Schwedinnen (5 mit Persson, 4 mit Söderberg) aufgenommen hat. (Einen Song hat er für sich selbst aufgehoben.) Mit dabei bei den Live-Einspielungen im Stockholmer Rymden-Studio waren noch Mitglieder des Second Hand Orchestra, mit welch schwedischer Formation Yorkston schon zwei Alben (eines davon auch mit Persson) bestritten hat.

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Herausgekommen ist wiederum, wie schon auf den beiden Platten zuvor („The Wide, Wide River“, 2021, und „The Great White Sea Eagle“, 2023), bezaubernd eingängiger, simpel gestrickter Roots-Folk, gefällig instrumentiert (mit allerlei Fiedeln und Gebläse), nur mit diesmal halt etwas mehr stimmlicher Abwechslung. Wobei Spontanität und emotionale Präsenz die wesentlichen Voraussetzungen waren, um die Songs, die im Kern von Liebe, Freundschaft & Familie handeln, im jeweiligen akustischen Hier & Jetzt zu verankern und ihnen von vorneherein jegliche allzu glatte Perfektion auszutreiben. „Ich habe versucht, ihnen Raum zu lassen“, sagt Yorkston über die Zusammenarbeit mit Persson und Söderberg: „Sie interpretieren die Songs, wie sie sie fühlen.“

Johanna Söderberg mag dabei noch etwas mehr gefühlt haben, war sie während der Aufnahmen doch hochschwanger, was ihrer Stimme möglicherweise eine zusätzliche Dimension und Fülle verliehen hat (von „besonderer Tiefe“, wie der PR-Text nahelegt, mag man bei dem doch relativ hohen Organ nicht wirklich sprechen).

Die neue (Klang-)Welt der weißen Tasten

Seinen Ausgangspunkt hat das ganze Unternehmen in Corona-Zeiten. Denn ausgerechnet während der Lockdowns hat James Yorkston, der sein bisheriges musikalisches Leben (und 13 Alben) an die Gitarre gebunden war, mit dem Klavierspielen begonnen. Zwar verwendete er dabei fast ausschließlich die weißen Tasten, aber selbst die eröffneten ihm schon deutlich „more options“, als er zuvor auf den Gitarrensaiten alleine vorgefunden hatte. Und so (er)fand er auch neue Klänge und Klangfarben, die der Folk-Sänger bisher nicht in seinem Repertoire hatte. In Zusammenarbeit mit Karl-Jonas Winqvist, dem Leiter von The Second Hand Orchestra (TSHO), und dessen Musikern entstand daraus 2021 „The Wide, Wide River“, das vom „Guardian“ zu einem der zehn besten Folk-Alben des Jahres gewählt wurde.

Und so machten Yorkston und Winquist (der diesmal wegen einer Erkrankung nicht mit dabei sein konnte) 2023 gleich weiter auf diesem Wege. Der Schotte schickte dem Schweden wiederum seine auf dem Klavier entworfenen Songideen, wobei dieser nunmehr fand, dass eine weitere Gesangsstimme dem Ganzen guttäte, und holte dafür die Cardigans-Sängerin Nina Persson mit ins Boot. Zu dritt feilten sie an dem Material, das dem Rest des TSHO erst im Studio vorgelegt wurde, worauf die Instrumentalisten sich relativ rasch einen musikalischen Reim darauf machten. Langes Üben und Arrangieren wird sowieso überschätzt. Und so regierte auch auf „The Great White Sea Eagle“ die – freilich auch immer irgendwie kalkulierte – Spontanität.

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Auf „Songs for Nina and Johanna“ kamen nun nicht nur ein paar schwarze (Klavier-)Tasten zusätzlich zum Einsatz, sondern die Begleitmusiker des TSHO waren diesmal auch schon früher ins harmonische Gesamtgefüge eingeweiht, was ihren angenehm beiläufigen Klangbeiträgen freilich nichts von ihrem sympathischen Improvisations-Charme nimmt.

Höhepunkt des trotz einfacher Mittel vielfältig schimmernden Albums ist der Zwiegesang von Yorkston & Söderberg auf „Love/Luck“, welch wahrhaftig lieblicher Song wohl auch schon dem/der kommenden Erdbürger*in gilt.

James Yorkston And Friends: Songs for Nina and Johanna (Domino)

„Ich habe versucht, ihnen Raum zu lassen“, sagt Yorkston über die Zusammenarbeit mit Persson und Söderberg: „Sie interpretieren die Songs, wie sie sie fühlen.“