Renitenz mit guter Laune
Seit fast fünfzig Jahren machen die Mekons Musik und gelten als (Post-)Punk- und (Roots-)Rock-Legenden. Jetzt haben sie mit „Horror“ ihr 20. Studioalbum veröffentlicht. Ein Triumph.

Mekons: Horror (Fire Records)
Lester Bangs bezeichnete die Mekons einmal als „the most revolutionary group in the history of rock´n´roll“ und bezog sich dabei sowohl auf ihr politisches Engagement als auch ihre ungeheure musikalische Bandbreite ohne Berührungsängste. Die Bandgründung erfolgte 1977 im Kunsthochschul-Umfeld in Leeds, in dem auch Gang Of Four und Chumbawamba gegründet wurden. In ihren ungeschliffen-rauen, aber stets erstaunlich melodiösen Songs hatte vieles Platz: Sozialkritik, Gesellschaftsanalyse, Geschichtsunterricht, Alltagspoesie und Liebesgeschichten.
Nur wenigen Bands gelang die Verknüpfung von Haltung und politischem Bewusstsein mit Herzensbildung und Empathie so stimmig wie diesem Bandkollektiv. Und mit ihren gewagten musikalischen Brückenschlägen – puristischer Punk kreuzt sich mit New Wave, Noise mit Dub, Americana mit Shanty-Klängen, Roots-Rock mit Reggae – zählten sie immer zu den originellsten Bands Großbritanniens. Heute sind die Mitglieder der Mekons zwischen sechzig und siebzig Jahre alt, leben fast alle in den USA, haben aber nichts von ihrem Widerstandsgeist und ihrer konsequenten „linken“ Haltung verloren. „Wir haben den Ethos des Punk in die Gegenwart gerettet“, meint Gründungsmitglied Jon Langford.
Die Mekons bieten mit ihrem neuen, insgesamt 20. Album, „Horror“, auch 2025 Orientierung in einer zunehmend chaotischen Welt, die weiterhin kein fairer und chancengleicher Ort ist, und rufen in ihren Songs zu mehr Engagement und Widerstand auf. „Das Album reflektiert die Komplexität unserer Zeit“, erklärt Sally Timms – und Jon Langford ergänzt: „Wir möchten uns mit den düsteren Themen der Zeit auseinandersetzen und gleichzeitig eine gute Zeit haben.“
Musikalische Universalität
Der Albumtitel bezieht sich auf den alltäglichen Horror, dem die Menschen in den (sozialen) Medien ausgesetzt sind. In ihren aktuellen Songs leuchten die Mekons kompromisslos und stets Partei ergreifend noch die dunkelsten Ecken des menschlichen Daseins aus, ohne auch nur daran zu denken, ihre gute Laune und ihren Humor zu verlieren. Was ihr politisches Bewusstsein und ihr gesellschaftliches Engagement betrifft, hat sich das Bandkollektiv über die Jahrzehnte als konstant und zuverlässig erwiesen. Wollte man aber versuchen, alle musikalischen Stile, Genres, Einflüsse und Sounds zu kommentieren, also eine angemessene Würdigung ihrer musikalischen Originalität und Universalität vorzunehmen, ließe sich damit wohl eine ganze Masterarbeit füllen.
Das aktuelle Album enthält u.a. ein Americana/Country-Pastiche („A Horse Has Escaped“), auf dem Sally Timms den Cowboy-Mythos entzaubert, und mit „The Western Design“ einen Song mit The Clash-Anmutung inklusive Shanty-Vibes. In „Fallen Leaves“ trifft Bob Dylan auf die Pogues, während „Sad And Sad And Sad“ Reggae-Touch verströmt. Mögen die Mitglieder der Band auch gealtert sein – ihre Musik hat sich Frische, Originalität und Authentizität über all die Jahrzehnte erhalten.
Live kann man sich davon am 22. Mai im Wiener Chelsea und am 23. Mai im Kino Ebensee (OÖ) überzeugen.

Mekons: Horror (Fire Records)
Nur wenigen Bands gelang die Verknüpfung von Haltung und politischem Bewusstsein mit Herzensbildung und Empathie so stimmig wie diesem Bandkollektiv