Kleinstadtamerika im Fokus

Auf dem sechsten Studioalbum der US-Band Wednesday treffen verzerrte Gitarrenklänge und Rückkopplungen auf traditionelle Country-Ästhetik.

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2. Dezember 2025

Wednesday: Bleeds (Dead Oceans / Cargo)

Wednesday ist eine Konsensband, die eigentlich jeder gut findet, der sich auch nur ein bisschen für Rockmusik mit Indie-Touch interessiert. Die Band aus North Carolina, die einerseits in der Tradition des Countryrock steht, andererseits immer wieder musikalische Experimentierfreude beweist, die von Krautrock bis Hardcore reicht, hat mit ihrem sechsten Album, „Bleeds“, ihr bisher bestes Album veröffentlicht – sowohl was musikalische Vielfalt, als auch textliche Originalität und Treffsicherheit betrifft.

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Manchmal ist es ja so, dass sich die erste Euphorie als vorschnelles Urteil erweist, das wenig Bestand hat und schnell wieder verpufft. Nicht im Falle von Wednesday und diesem Album: Wie stringent hier Musik und Texte ineinandergreifen und „Bleeds“ zu einem Werk aus einem Guss machen, das bleibt nachhaltig grandios. Die Determinanten, die den typischen Wednesday-Sound definieren, sind Slacker-Rock mit akzentuierten Noise-Schüben und Southern-Rock mit einem Hang zu Americana-Klängen. Auf „Bleeds“ finden aber auch Shoegaze- und Hardcore-Klänge ihren Platz, der Einsatz von Lap Steel-Gitarren und Klavier trifft unvermittelt auf Fuzz-Gitarren mit Rückkopplungen.

Die Texte von Sängerin und Songschreiberin Karly Hartzman erfreuen mit genauen Blicken auf Kleinstadtamerika und bieten schräge Südstaaten-Panoramen voll emotionaler Intensität. Sie erzählen von Friedhofsbesuchen, einer Baseball-Schlägerei vor einer Bar, irritierenden Leichenfunden und zahllosen Begegnungen mit diversen Kleinstadtcharakteren. Ein Album dieser Qualität – reichhaltig, vielfältig und ohne einzigen Durchhänger – findet man nur selten.
Anspieltipps: „Elderberry Wine“, „Pick Up That Knife“, „Wound Up Here (By Holding On)“, „The Way Love Goes“ und das 86 Sekunden-Stück „Wasp“.

Wednesday: Bleeds (Dead Oceans / Cargo)