Mit ihrem Soloprojekt Flock Of Dimes gelingt es der US-Musikerin Jenn Wasner, emotionale Krisen in atmosphärisch-schöne Songs zu verwandeln.

Flock Of Dimes ist das Soloprojekt der US-Musikerin Jenn Wasner, die man als weibliche Hälfte des Indie-Duos Wye Oak (Andy Stack ist die männliche Hälfte) und durch ihre Kollaborationen mit Bon Iver und Sylvan Esso kennt. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Wye Oak durch die TV-Serie „The Walking Dead“ bekannt, in der ihr Song „Civilian“ in der zweiten Staffel prominent eingesetzt wurde.

Während die aus Baltimore stammende Multiinstrumentalistin und Songwriterin mit Wye Oak Indierock mit akzentuierten Gitarrenklängen und ausgeklügelten Elektronic-Sounds ausstattet, bewegt sie sich mit Flock Of Dimes (bedeutet so etwas wie „Beutelchen voller Kleingeld“) gekonnt innerhalb eines klassischen Singer/Songwriter-Settings, das traditionelle Folkklänge mit dem aktuell angesagten Neo-Laurel-Canyon-Sound verknüpft.

Sucht, Trennungen, Abhängigkeiten und damit einhergehende emotionale Krisen waren immer schon zentrale Themen von Wasners Songs. Das hat sich auch auf ihrem dritten FOD-Album, „The Life You Safe“, nicht geändert. Neu ist jedoch der Umgang damit: Die eigenen Dämonen werden mit Sanftheit bekämpft, emotionale Scherben gekittet, die musikalische Trauerarbeit wird mit Optimismus verknüpft und erhält so eine hoffnungsvolle Note.

Erhabenheit und Empathie

Mit ihrer schönen, variablen Folk-Stimme und der unverwechselbaren Phrasierung gelingt es Jenn Wasner, in zwölf aus dezidiert weiblicher Perspektive verfassten Songs ein musikalisches Statement abzuliefern, das vor Erhabenheit und Empathie strahlt. Folk, Indietronica und klassische Singer/Songwriter-Liedkunst bilden das Fundament für eine atmosphärisch-elegische Reise, bei der es um bedingungslose Liebe und Hingabe geht, um Fäden, die intime Ein- & Zweiheiten zusammenhalten – bis sie irgendwann reißen und man sie mühsam wieder zusammenknüpfen muss.

Mit diesem gelungenen Album reiht sich Jenn Wasner endgültig unter Größen wie Joni Mitchell, Rickie Lee Jones oder Carly Simon ein. Anspieltipps: das Dreampop-Sounds zitierende „Afraid“, das mit dezenter Elektronik ausgestattete „Defeat“, „Pride“ mit Indierock-Touch, das bezaubernde „Long After Midnight“ und das abschließende „I Think I’m God“, das sich auf Akustikgitarre, Bass und Wasners diesfalls brüchige Stimme beschränkt.