Tanz den Apokalypso!
Ein gleichermaßen herbstliches wie vitales Solo-Werk liefert Frittenbude-Soundingenieur Jakob Häglsperger als Kalipo mit „Alles".

Kalipo: Alles (Iptamenos Discos)
Jakob Häglsperger, gebürtiger Bayer mit nunmehrigem Lebensmittelpunkt Berlin, ist ein vielbeschäftigter Mann: Als soundprägende Hälfte des gleichermaßen populistischen wie auf intelligente Weise gegen aggressiv rechte Politik Stellung beziehenden Duos Frittenbude produziert er Electro-Punk.
Mit dem in diesem Portal bereits angemessen gewürdigten Trio Dina Summer bewegt er sich zwischen Billig- und Trash-Disco, als Solist Kalipo ackert sich Häglsperger, der übrigens die Wiener Downbeat-Szene der 1990er als wesentlichen Einfluss angibt, durch diverse rhythmusbetonte Sounds, Stile und Stil-Hybride, die das elektronische Format sonst noch so hergibt.
Die fünfte Kalipo-LP „Alles“ , dem deutschen Titel zum Trotz größerenteils auf Englisch intoniert – gut klingt Häglsperger mit seiner nicht unbedingt mächtigen, aber sonoren Stimme in beiden Sprachen -, offenbart ein trotz aller Vielfalt erstaunlich kompaktes Klangbild, das nichtsdestotrotz in vielen Farben schillert: Wenn auch die Musik an keiner Stelle so dahingaloppiert wie das Frittenbude in ihren speedigen Momenten zu tun pflegen, hält sie kräftige House- und Techno-artige Beats am Tanzboden und in permanenter rhythmischer Agitation.

Herbstliche Unschärfe: Jakob Häglsperger aka Kalipso (© Nina Riedi)
Darüber und darum herum ziehen melancholische Nebel, die dem Klangbild hin und wieder, insbesondere im Abschlusssong „All Things Must Come To An End“, einen Schlenker Richtung frühe OMD geben (was nie ganz daneben sein kann).
Am anderen Ende, sprich am Anfang, zeigt der beschwingt-animierte Titelsong, wie gut Häglsperger mit seiner elektronischen Gerätschaft Akzente schärfen, Spannung generieren und Dynamik zuspitzen kann.
Recht herbstlich das alles – und doch auch recht vital. Es passt durchaus, die EAV zu zitieren: Tanz, tanz, tanz den Apokalypso!

Kalipo: Alles (Iptamenos Discos)