Internationalismus von Daheim
Die Vorliebe für klassischen Gitarrenpop eint die neuen Alben der österreichischen Bands Laundromat Chicks, Good Wilson und The New Mourning.

Good Wilson: It Is Done (Morinoko)
Es fällt einem derzeit erfreulich leicht, von einer blühenden heimischen Musik-Landschaft und der Vielfalt an großartigen Bands zu berichten. In diesen Tagen sind etwa die neuen Alben von Laundromat Chicks, Good Wilson und The New Mourning erschienen. Was diese Veröffentlichungen bei aller Unterschiedlichkeit eint, ist ihr von Internationalismus geprägtes Popverständnis und die Vorliebe für von Gitarrensounds dominierte Pop-und Rockmusik.
Melodisch & windschief
Laundromat Chicks nennt sich ein aus Tobias Hammermüller (Gitarre & Gesang), Theresa Strohmer (Gitarre & Gesang), Lena Pöttinger (Bass) und Felix Schnabl (Schlagzeug) bestehendes Quartett, das mit seinem teils unfertig-windschiefen, teils melodisch-betörenden, immer ein wenig aus der Zeit gefallenen Gitarrenpop bezaubert. Mit einer gelungenen Mischung aus Indiepop, Shoegaze und Jangle-Pop – eine gewisse Nähe zu Bands wie Go-Betweens, Big Star, Camera Obscura und Belle & Sebastian ist kaum zu überhören – und ihrer charmanten und offenherzigen Art, die zeitlosen Probleme des Erwachsenwerdens zu verhandeln, hat sich die Band ein ordentliches Standing bei Kritik und Publikum erarbeitet.
„Sometimes Possessed“ (Siluh Records) ist nach „Trouble“ (2022) und „Lightning Trails“ (2024) mittlerweile schon das dritte Album des Wiener Quartetts. Musikalisch bewegt man sich weiterhin auf dem weiten Feld des klassischen Gitarrenpops mit all seinen Seitenwegen, wobei man sich dieses Mal stärker an wirklich großen Vorbildern orientiert – man höre nur die Coverversion von „This Strange Effect“, welchen Song Ray Davies von den Kinks in den 60er Jahren geschrieben hat. Die sympathische Vintage-Attitüde ist auf dem neuen Album ebenso erhalten geblieben wie die Vorliebe für vertrackte Songs und leichtfüßige Pop-Preziosen.

Laundromat Chicks: Sometimes Possessed (Siluh Records)
Ein besonderer Charme entwickelt sich auch aus ein paar Schieflagen und Unfertigkeiten: hierbei klingt nichts perfekt und glattpoliert – und gerade deshalb bezaubernd und einnehmend. Für die zehn Songs benötigt die Band diesmal dreißig Minuten – auf den zwei Vorgängerveröffentlichungen waren es nur zwanzig gewesen. Und ein schlechter findet sich dabei nicht, wobei „Sunburn“, „Secrets“, „Ruins“ und das Duett „How Do You Know“ herausragen.
Wohlklang & Eleganz
Good Wilson ist eine Band, die den Hörer mit einer ausgereiften und ohrenschmeichelnden Deutung jener Form von Popmusik bezirzt, die zeitübergreifend funktioniert. Das mittlerweile zum Quintett rund um Mastermind und Songschreiber Günther Paulitsch (der auch Schlagzeug bei Marta und Mynth spielt und zusammen mit Paul Pfleger auch das Duo Stereoface bildete) angewachsene Kollektiv feilt seit jeher an zeitlosen (Gitarren-)Popsongs, die mit Wohlklang, Eleganz, Anmut und Stilsicherheit glänzen.
Der klassische Melodie-Pop von Beatles, Kinks und Byrds lugt in fast jedem Song anheimelnd um die Ecke, und ein fein abgestimmtes Instrumentarium sorgt im Verbund mit ausgetüftelten Arrangements für den typischen Good-Wilson-Sound. Allen Songs auf „It Is Done“ (Morinoko) wohnt ein herrlich entspanntes, überaus bekömmliches und dezent euphorisierendes Glücksgefühl inne. „So Long“, „I Let Time Tell“ und „Undecided Changes“ sind melodisch-infektiöse Popsongs mit besonderen laid-back- und feel-good-Vibes. Am 6. März stellt die Band ihr neues Album in der Roten Bar des Wiener Volkstheaters live vor.
Reduktion & Repetition
Einen anderen Zugang mit gänzlich anderen Stimmungslagen bietet das neue (zweite) Album des Quartetts The New Mourning. Mastermind Thomas Pronai kennt man u.a. von seinen Bands The Beautiful Kantine Band und Le Charmant Rouges – und seine Mitstreiter Georg und Gerald Allacher (Gitarre, Schlagzeug) und Michael Rieder (Gitarre) von diversen anderen Projekten. Die Indierock-Urgesteine sind jetzt, auf „Songs Of Confusion“ (Noise Appeal), bei einem formstrengen und atmosphärischen, vor allem auf Reduktion, Prägnanz und Repetition setzenden Pop-und Rockentwurf angekommen, der aus bekannten Rocksound-Versatzstücken mäandernde Soundteppiche und stimmungsvolle Klangkaskaden entwickelt.
Melodie, Rhythmus und Improvisation verschmelzen auf organische Weise miteinander, klassische Shoegaze-Momente und dezente Noise-Interventionen treffen auf meditative Sounds und eine schattenhafte Melancholie.

The New Mourning: Songs Of Confusion (Noise Appeal)
Erstaunlich ist, wie frisch, vital und gleichzeitig gefühlvoll und warm diese Musik klingt, obwohl sie aus hinlänglich bekannten musikalischen Zutaten besteht. Die Koordinaten reichen von Rockmusik a la Velvet Underground bis zu Krautrock a la Can und die daraus entwickelten Klangwelten und Songs gehören mit zum Besten, was Thomas Pronai mit diversen Mitstreitern und Bands bisher veröffentlicht hat.

Good Wilson: It Is Done (Morinoko)